Häufig gestellte Fragen zu Platin
Was ist Platin und warum wird es als Geldanlage überhaupt gekauft?
Physikalische Eigenschaften: Platin ist extrem beständig, lässt sich ausgezeichnet bearbeiten und hat einen sehr hohen Schmelzpunkt (1.768°C). Es ist dichter und schwerer als Gold – ein Platinring wirkt massiver und hochwertiger als ein gleichgroßer Goldring.
Warum Privatanleger in Platin investieren:
1. Geologische Seltenheit: Platin ist rarer als Gold – nur etwa 1/10 der Goldmenge wird weltweit gefördert. Die meisten Platinvorkommen sind auf wenige Länder konzentriert (Südafrika, Russland), was Supply-Risiken schafft.
2. Industrie-Nachfrage: Platin wird für hochwertige Katalysatoren in der Automobilindustrie, Schmuck und Medizintechnik verwendet. Diese industrielle Nachfrage stützt den Preis langfristig.
3. Safe Haven-Effekt: Wie Gold profitiert Platin von geopolitischen Unsicherheiten und dient als Wertspeicher.
4. Schmuckwert: Der höchste Reinheitsgrad (950er Platin) macht es zu "weißem Gold" für edle Schmuckstücke mit hohem Sammlerwert.
Aber wichtig: Platin ist volatiler als Gold und weniger liquid. Der Markt ist deutlich kleiner, was es für Privatanleger weniger attraktiv macht als Gold oder Silber.
Wie wird Platin in der Automobilindustrie verwendet?
Die technische Rolle: Platin (zusammen mit Palladium und Rhodium) wird in Abgaskatalysatoren von Diesel- und Benzinmotoren eingebaut. Diese Katalysatoren reduzieren schädliche Emissionen (NOx, CO, Feinstaub) um 90%+, um die EU-Abgasnormen (Euro 5, Euro 6) einzuhalten.
Das Marktproblem & die Lösung: Palladium ist aktuell deutlich teurer als Platin (ca. 2,7x höher pro Kilo). Für Autohersteller ist das ein Kostendruckproblem. BASF hat zusammen mit Platinproduzenten (Sibanye-Stillwater, Impala Platinum) eine neue Tri-Metal-Katalysator-Technologie entwickelt, die Palladium teilweise durch günstigeres Platin ersetzt. Das spart Kosten um 10-20% und erhöht die Platinum-Nachfrage strukturell.
Das strukturelle Risiko – E-Auto-Übergang: Mit dem Übergang zu Elektroautos braucht man weniger bis keine Verbrennungsmotoren. Das könnte die Platinum-Nachfrage aus dem Automobilsektor mittelfristig sinken lassen. Dies ist das Hauptrisiko für den Platinpreis.
Alternative Zukunfts-Nutzungen: Brennstoffzellen-Fahrzeuge (Wasserstoff) könnten Platin brauchen, aber die Wasserstoff-Infrastruktur ist noch nicht entwickelt. Das ist spekulativ.
Platin vs. Palladium: Warum ist Palladium teurer, obwohl Platin seltener ist?
Das Paradoxon: Platin ist geologisch seltener und wird weniger gefördert. Trotzdem kostet Palladium aktuell etwa 2,7x mehr pro Kilo. Das zeigt deutlich: Preis wird nicht primär von Seltenheit bestimmt, sondern von Nachfrage vs. Angebot.
Warum Palladium so stark verteuert wurde:
1. Automobilindustrie-Boom: Strenge Emissionsnormen (Euro 5, Euro 6) erforderten hocheffiziente Katalysatoren speziell für Benzin-PKW. Palladium war (und ist) die optimale Lösung – daher explodierende Nachfrage.
2. Begrenzte Förderbarkeit: Palladium ist hauptsächlich ein Nebenprodukt beim Nickelabbau (Russland, Südafrika). Man kann die Menge nicht beliebig erhöhen, ohne den gesamten Nickelabbau zu intensivieren.
3. Geopolitische Faktoren: 2022 verschärften Sanktionen gegen Russland (großer Palladium-Produzent) die Knappheit dramatisch und trieben Preise in die Höhe.
4. Finanzielle Spekulation: Große Fonds haben Palladium gehäuft als "knapp und teuer", was die Nachfrage zusätzlich anheizte.
Warum Platin günstiger bleibt: Früher wurde Platin hauptsächlich für Schmuck und Zahntechnik genutzt – deutlich kleinere Märkte. Die Nachfrage aus Automobilindustrie war geringer. Mit neuer Katalysator-Technologie könnte sich das ändern.
Investmentopportunität: Das Preis-Verhältnis könnte sich wieder normalisieren. Wenn Autohersteller verstärkt Platin in Katalysatoren nutzen (wie BASF's neue Technologie zeigt), könnte der Platinpreis relativ zu Palladium steigen.
Warum sinkt der Platinpreis mit dem Übergang zu Elektroautos?
Das Kernproblem: Etwa 30-40% der Platinum-Nachfrage kommt aus Katalysatoren für Verbrennungsmotoren. Mit dem schrittweisen Ausstieg aus Verbrennungsmotoren (EU-Ziel: 2035) braucht man deutlich weniger Katalysatoren.
Die Szenarien (Wahrscheinlichkeit):
Szenario 1 – Optimistisch (20%): E-Auto-Übergang verzögert sich oder bleibt hinter Erwartungen zurück. Verbrennungsmotoren halten länger. Katalysator-Nachfrage bleibt stabil. Platin-Preis könnte steigen.
Szenario 2 – Realistisch (60%): E-Auto-Übergang verläuft wie geplant. Katalysator-Nachfrage fällt 30-50% in den nächsten 10-15 Jahren. Platin-Preis bleibt unter Druck, es sei denn neue Nutzungen entstehen.
Szenario 3 – Pessimistisch (20%): E-Autos boomen schneller als erwartet, Wasserstoff wird nicht relevant. Katalysatoren werden zur "Nischen-Anwendung". Platin könnte 50%+ fallen.
Potenzielle Rettungsszenarien: Brennstoffzellen-Technologie (braucht Platin), industrielle Nutzung in der Chemie oder Medizin – aber diese sind noch spekulativ und kleiner als die Katalysator-Nachfrage.
Investmentfolgerung: Platin ist riskanter als Gold/Silber für mittelfristige Anleger (5-15 Jahre), weil die Nachfrage strukturell sinken könnte. Interessant nur für Spekulanten, die auf eine Preis-Erholung wetten.
Sollte ich als Privatanleger in Platin investieren?
Argumente dafür (Vorteile):
+ Rarer als Gold (geografisch konzentriert)
+ Starke industrielle Nachfrage stützt den Preis (noch)
+ Könnte von neuer Katalysator-Technologie profitieren (Tri-Metal)
+ Schmuckwert ist hoch (950er Platin ist wertvoll)
+ Aktuell günstiger als Palladium – potenzielle Aufwertung
Argumente dagegen (Nachteile):
- Deutlich volatiler als Gold (20-40% jährlich vs. 10-20% bei Gold)
- Liquidität ist schlechter (schwieriger zu verkaufen)
- Strukturelles Risiko durch E-Auto-Übergang
- Lagerung und Versicherung teuer (kleine Mengen haben hohe Gebühren)
- Weniger etabliert und bekannt wie Gold
- Markt ist klein – große Käufe können Preise bewegen
Profil des geeigneten Platin-Investors:
- Intermediate bis fortgeschrittener Anleger
- Hohe Risikotoleranz
- Längerer Anlagehorizont (5-10 Jahre)
- Spekulativ orientiert
- Hat bereits Gold & Silber im Portfolio
Praktische Empfehlung:
- Anfänger: Finger weg – erst Gold/Silber kaufen
- Intermediate: Max. 5-10% des Edelmetall-Portfolios in Platin (z.B. 10-25g Platin-Barren)
- Spekulativ orientiert: Platin-ETFs sind interessanter als physisches Platin (bessere Liquidität, niedrigere Kosten)
Die sicherere Alternative: Wenn du an Katalysator-Metallen interessiert bist, ist Gold oder Silber derzeit die bessere Wahl mit klarerer Nachfrage-Dynamik.
Was kostet die Lagerung von Platin und lohnt sich das?
Lagerungskosten – die Faustregel:
- Bankschließfach: 0,3-0,5% pro Jahr des Wertes
- Beispiel: 550€ Platin-Barren = 1,50-2,75€/Jahr
- Beispiel: 5.500€ Platin = 15-27€/Jahr
- Private Safes: Einmalige Investition 200-2.000€, dann keine Gebühren
- Versicherung: Zusätzlich 0,2-0,4% pro Jahr
Die Kostenrechnung: Bei einem 10g Platin-Barren kostet Lagerung + Versicherung etwa 5-10€ pro Jahr. Das ist verkraftbar, wenn der Platinpreis um 5%+ steigt. Aber wenn Platin stagniert oder fällt, zahlt man Kosten für einen sinkenden Wert – das ist nachteilig.
Praktische Lagerungsoptionen:
1. Kleine Mengen (bis 25g): Zu Hause im Safe lagern (Platin hat kein Feuchtigkeitsproblem wie Silber)
2. Mittlere Mengen (25-100g): Bankschließfach (Liquidität + Sicherheit)
3. Große Mengen (über 100g): Spezialisierte Lagerstätten mit Versicherung
4. Alternative für Flexibilität: Platin-ETFs (keine Lagerungskosten, jederzeit verkäuflich)
Fazit zur Kostenrechnung: Bei Platin ist das Preis-Gewinn-Verhältnis enger als bei Gold/Silber. Lagerungskosten spielen eine größere Rolle bei der Gewinnberechnung. Das macht Platin weniger attraktiv für kleine Investitionen.
Könnte Platin durch Wasserstoff-Technologie an Wert gewinnen?
Das Wasserstoff-Szenario: Manche Experten hoffen, dass Brennstoffzellenautos (Wasserstoff) ein Mega-Trend werden könnten. Platin ist in Brennstoffzellen essentiell für die katalytische Reaktion, die Wasserstoff in Strom umwandelt.
Aber die Realität ist deutlich komplexer:
1. Infrastruktur-Problem: Die Wasserstoff-Infrastruktur existiert kaum. Es gibt weltweit weniger als 1.000 Wasserstoff-Tankstellen (gegenüber >1 Million Elektro-Ladestationen). Der Aufbau würde Jahrzehnte dauern.
2. Kosten-Problem: Brennstoffzellen-Fahrzeuge sind noch 2-3x teurer als E-Autos. Das Kostenvorhältnis wird sich wahrscheinlich nicht schnell verschieben.
3. Timeline-Problem: Wasserstoff könnte erst nach 2040-2050 relevant werden – das ist für Platininvestitionen zu weit entfernt. Dein Zeithorizont als Anleger sollte 5-15 Jahre sein, nicht 30 Jahre.
4. Nachfrage-Größe: Selbst wenn Wasserstoff Erfolg hat, würde man nur einen Bruchteil der heutigen Katalysator-Mengen brauchen.
Realistische Einschätzung: Der Wasserstoff-Hoffnungsfaktor ist spekulativ und zu weit in der Zukunft. Es ist kein verlässliches Argument für einen Platinkauf heute. Bessere Investitionen sind derzeit Gold oder Silber mit klarerer Nachfrage-Dynamik und besseren Liquiditäts-Profilen.
Wie unterscheidet sich die Preisbildung von Platin im Vergleich zu Gold?
Goldmarkt (Referenz):
- Marktvolumen: >200 Milliarden USD
- Käufer: Zentralbanken, Millionen Privatanleger, Industrie, große Fonds
- Liquidität: Sehr hoch (hohe tägl. Umsätze, enge Spreads)
- Preisvolatilität: Typisch 1-3% täglich, 10-20% jährlich
- Preis-Discovery: Sehr effizient
Platinmarkt:
- Marktvolumen: ~20 Milliarden USD (10x kleiner!)
- Käufer: Schmuckindustrie, Auto-Katalysatoren, einige spezialisierte Fonds
- Liquidität: Deutlich niedriger (weniger tägliche Umsätze, größere Spreads)
- Preisvolatilität: Typisch 2-5% täglich, 25-40% jährlich
- Preis-Discovery: Langsamer, weniger effizient
Praktische Implikationen für Anleger: Ein großer Kaufauftrag kann den Platinpreis viel stärker bewegen als bei Gold. Das macht Platin volatiler und für institutionelle Anleger riskanter. Manchmal kann man Platin-Barren schwerer verkaufen als Gold, weil weniger Käufer aktiv sind – es gibt weniger Liquidität.
Für Privatanleger: Das bedeutet, bei Platin mit noch längeren Haltedauern rechnen (5-10 Jahre statt 2-5 Jahre bei Gold). Kurzfristige Spekulationen sind riskanter und kosten mehr in Spreads. ETFs sind für diesen Grund bessere Instrumente als physisches Platin.


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