Spricht man über die Energiewende, beherrschen Bilder von Windrädern, Solarfeldern oder riesigen Batteriespeichern die Diskussion. Was oft im Hintergrund bleibt, sind die Materialien, die all das möglich machen.
Zwei von ihnen verwendet die Industrie seit Jahrzehnten: Platin und Palladium. Namen, die Wert ausstrahlen und doch ganz unterschiedliche Geschichten erzählen.
Platin – vom Arbeitspferd zum Zukunftsmetall
Früher war das weiße Edelmetall hauptsächlich ein „Arbeitstier der Automobiltechnik“. In Diesel-Katalysatoren tat es unauffällig, zuverlässig und hitzefest seinen Dienst. Als diese Technik zurückging, hätte man meinen können, das Metall verliere an Bedeutung. Doch es nahm eine andere Rolle ein.
Heute ist es aus der Wasserstoffwirtschaft kaum wegzudenken. In Brennstoffzellen sorgt es dafür, dass chemische Energie sauber in Strom umgewandelt wird. Bei der Elektrolyse übernimmt es eine ähnlich zentrale Funktion. Und diese Anwendungen sind nicht nur Pilotprojekte auf dem Papier.
In Hamburg wächst derzeit ein Zentrum für grünen Wasserstoff, in Australien entstehen Solarfarmen, die fast ausschließlich für dessen Produktion gedacht sind.
Palladium – Glanzjahre und eine ungewisse Zukunft
Palladium hat eine andere Reise hinter sich. Sein Höhenflug begann, als strengere Abgasnormen in vielen Ländern den Einsatz in Katalysatoren für Benzinmotoren vorschrieben. Die Nachfrage schoss in die Höhe und ein höherer Preis ließ nicht lange auf sich warten.
Doch die Märkte verändern sich. Elektrofahrzeuge kommen ohne klassische Abgaskatalysatoren aus, und alternative Antriebe gewinnen an Boden.
Zwar findet dieses wertbeständige Edelmetall auch in Teilen der Wasserstofftechnik Verwendung, zum Beispiel bei bestimmten Reinigungsprozessen für Gase. Doch diese Märkte sind klein, und ob sie den bisherigen Bedarf ersetzen können, ist fraglich.
Woher die Metalle kommen
Beide Rohstoffe sind stark von wenigen Förderländern abhängig. Platin stammt überwiegend aus Südafrika, Palladium vorwiegend aus Russland und ebenfalls aus südafrikanischen Minen. Eine solche Konzentration macht die Versorgung anfällig. Politische Spannungen, Streiks oder Naturereignisse können Lieferketten binnen kurzer Zeit ins Wanken bringen.
Arbeitskämpfe in großen Minen Südafrikas haben schon einmal für monatelange Ausfälle in der Lieferung gesorgt. Solche Ereignisse wirken oft stärker auf den Markt als jede Veränderung in der Nachfrage.
Preisverhältnisse und Aussichten
Noch vor wenigen Jahren kostete Palladium mehr als Gold, während Platin deutlich darunterlag. Für Anleger, die auf lange Sicht planen, ist das eine interessante Konstellation. Sollte die Wasserstoffwirtschaft so wachsen wie prognostiziert, könnte Platin an Wert zulegen.
Bei Palladium hängt vieles davon ab, wie lange Verbrennungsmotoren noch eine Rolle spielen. Manche Länder haben klare Ausstiegspläne, andere setzen weiter auf herkömmliche Antriebe. Das macht Prognosen schwierig.
Technologie als Schlüssel
Die Zukunft basiert nicht auf der Vergangenheit. Sie hängt davon ab, welche Technologien sich in den kommenden Jahren durchsetzen. Platin ist in den neuen Energiemärkten schon fest verankert. Palladium müsste sich erst zusätzliche Einsatzgebiete sichern, um Schritt zu halten.
Aktuell sieht es so aus, als hätte dieses seltene Edelmetall die strategisch günstigere Position – gestützt durch Investitionen, politische Programme und konkrete Projekte.
Fazit
Beide Metalle sind und bleiben wichtig. Doch während Platin seinen Platz in der Energiewende gefunden hat, ist Palladium stärker mit einer Industrie verbunden, die vor tiefgreifenden Veränderungen steht. Wohin die Reise geht, wird sich erst zeigen.
Sicher ist nur: Ohne diese Metalle wäre der Weg zu einer neuen Energielandschaft deutlich schwieriger. Beide haben das Potenzial, in der Energiewende eine bedeutende Rolle zu spielen.